Für die Missionszeitung "Mission EineWelt" März 2013
Brot für Tansania
Erfahrungsbericht eines Nürnberger Jungbäckers im tansanischen Usa River
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich 2006 meine
Ausbildungsstelle im Bäckerhandwerk bekam. Wenn mir damals jemand gesagt hätte,
dass ich in sechs Jahren irgendwo in Afrika stehe und eine Bäckerei mit
aufbaue, hätte ich ihn wahrscheinlich nicht ganz ernst genommen.
Aber
die Wege des Herrn sind unergründlich und ebendies ist eingetreten und so
absolviere ich nun meinen Freiwilligendienst seit Mitte August im Usa River
Rehabilitation and Training Center (URRC), ein Ausbildungszentrum für
Menschen mit Behinderung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania unweit
von Arusha. Mein Auftrag ist die Begleitung und Beratung des Bäckereiprojektes
hier im Zentrum. Das URRC möchte in naher Zukunft jährlich etwa fünf jungen
Menschen, nach Möglichkeit vor allem Frauen, die Chance bieten, eine Ausbildung
im Bäckereihandwerk zu absolvieren. Die dafür benötigte Backstube ist gerade
noch in Bau, steht in diesen Tagen aber kurz vor der Bauabnahme.
Und
was war das nicht für eine wunderbare Zusammenkunft, ich und dieses tolle
Projekt. Vor etwas mehr als einem Jahr suchte ich noch auf etlichen Seiten im
Internet eine passende Einsatzstelle für meine Qualifikation – vergeblich
natürlich, bis, ja bis ich im Auswahlseminar von Mission EineWelt
gelandet bin, in dem die praktisch auf mich zugeschnittene Stelle wie vom
Himmel gefallen ist und mir sozusagen auf dem Silbertablett serviert wurde. Für
diesen Zufall(?) danke ich meinem Schöpfer jeden Tag aufs neue und für die
Chance, Erfahrungen in meiner Arbeit, welche ich als Geselle in Deutschland
aller Wahrscheinlichkeit nach nie hätte machen können, aber auch Erfahrungen
mit den Menschen und deren Kultur hier in Tansania zu sammeln. Es ist so
bereichernd und so erfüllend ein Teil der Gemeinschaft hier zu sein und hier
konstruktiv mitwirken zu können. Ich bin so froh hier sein zu dürfen.
Momentan
erstreckt sich mein Aufgabengebiet zum einen über die Planung der Einrichtung
und Verkleidung bis hin zur Überwachung des Aufbaus der Backstube, zum anderen
über die Vermittlung von Fachtheorie an einige Schüler des Zentrums. Des
weiteren forsche ich in einer kleinen Backwerkstatt übergangsweise mit einem
ersten Lehrling an verschiedenen Rohstoffen, vor allem aber an Mehlen und
Schroten um am Ende qualitativ hochwertige Erzeugnisse aus den hier vorhandenen
Rohstoffen und unter den hier gegebenen Bedingungen zu bekommen. Eine Reihe an
backtechnischer Tricks helfen mir sehr oft dabei. Allerdings ist es aber auch
manchmal schwieriger als gedacht. Der Großteil an Roggen, welchen man hier
bekommt ist schlichtweg nach meinen bisherigen Ergebnissen backuntauglich.
Brotbacken ist keine Kunst, es ist eine Wissenschaft.
Meine
Arbeit hier im Center ist unglaublich abwechslungsreich und spannend. Einen
Alltag gibt es für mich nicht. Jeder Tag bringt eine (oder mehrere) neue
Herausforderung(en). Mal fällt der Strom zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt
aus, mal ist für den Generator kein Sprit da, mal gibt es kein Wasser, mal
macht der Ofen was er will. Es kommt grundsätzlich immer anders als man es
erwartet, und das ist auch die Schwierigkeit daran. Der Schreiner kann sein
Holz liegen lassen, der Bäcker seinen Teig nicht. Aber gerade das ist es, was
ich brauche. Herausforderungen, sonst währe es ja langweilig und überhaupt
währe ich wahrscheinlich sonst der falsche Mann. Und jedes Mal bin ich danach
um eine Erfahrung reicher, die mich später garantiert noch weiterbringt.
Meine
freie Zeit hier verbringe ich auf sehr vielseitige Weise. Da wäre zum einen
unser Chor, der ein Gemeinschaftserlebnis der ganz besonderen Art bietet,
ebenso wie der Nachmittagssport einmal die Woche im Zentrum, bei dem
Mitarbeiter und Schüler gemeinsam kicken und einfach Spaß miteinander haben.
Und es ist schon sehr erstaunlich, was so mancher Rehabilitant da aufspielt.
Mein lieber Mann! Manchmal traue auch ich meinen Augen nicht und genau dann ist
es das Erlebnis schlechthin. Zum anderen schlage ich abends aber auch mal ein
gutes Buch, wie z.B. meinen Geheimtipp, die Bibel, auf oder veranstalte einen
Kinoabend unter freiem Sternenhimmel mit meiner Mitfreiwilligen und meiner
Mentorin, vorrausgesetzt der Stromeinfall hält einige Stunden an.
Wenn
Sie sich über meinen Einsatz noch weiter Informieren möchten, so empfehle ich
ihnen einen Blick auf meinem Blog im Internet unter www.green-baker.blogspot.de
zu werfen. Es lohnt sich.
Zuletzt
möchte ich noch die Frage aufgreifen, welche mir am häufigsten gestellt wird:
Was ist für mich persönlich eigentlich das beste Brot? Die Antwort fällt mir,
trotz der ewig großen Auswahl nicht sehr schwer: Jesus Christus, Brot des
Lebens.
In
diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gesegnete Zeit und grüße Sie herzlichst aus
dem Rehabilitation Center in Usa River, Arusha, Tanzania.
Für den Jahresbericht der FOS/BOS Triesdorf
Ein Jahr etwas ganz anderes
Lebensreise
Zwei
Dinge bestimmen, wohin unsere Reise geht –
die
Kraft der Träume und der Wind des Schicksals.
|
Von Kai
Küfner, BOS 13
Einige
von euch haben sicher schon davon gehört, etwas herumgesprochen hat es sich ja
bereits: Ich werde ab 15. August nach meinen zwei Jahren an der
Berufsoberschule Triesdorf einen Internationalen Evangelischen
Freiwilligendienst absolvieren. Für mich wird es 365 Tage in das Örtchen Usa
River in der Region Arusha in Tansania gehen. Am Fuße zweier Berge, dem
Kilimandscharo und dem Mount Meru, werde ich in einem Behindertenzentrum, dem
Usa River Rehabilitation and Training Center (URRC), arbeiten und mit den
Menschen dort deren Kultur und deren Glauben (er-)leben.
In
dem Center, welches eine Einrichtung der Evangelisch- Lutherischen Kirche in
Tansania (ELCT) ist, leben circa 60 körperlich und geistig behinderte Menschen
mit nichtbehinderten Menschen zusammen. Ziel aller Arbeit im URRC ist es, Menschen mit Behinderung darin zu unterstützen,
möglichst selbstbestimmt zu leben. Die
Schüler bekommen dort eine fachliche Berufsausbildung in verschiedenen
Werkstätten. Zur Zeit bietet das Center vier Ausbildungsberufe an: Schneider,
Schreiner, Schlosser und Schuster. In kürze soll auch der Ausbildungsberuf des
Bäckers dazukommen, wofür eine geeignete Werkstatt aufzubauen ist. Dies wird
neben der Betreuung und Förderung der Schüler eine meiner Aufgaben sein im
kommenden Jahr. Als gelernter Bäcker eine Backstube in Afrika aufzubauen, ist
für mich ein Traum der in Erfüllung geht.
Die
Ausbildung der dort lebenden Menschen ist jedoch nicht die einzige Aufgabe des
URRC. Im Zentrum befindet sich zusätzlich auch eine Metall- sowie eine
orthopädische Werkstatt in welcher beispielsweise Gliedmaßen, Stützschienen und
Spezialräder hergestellt werden. Auch ein kleiner Shop gehört dem Center an, in
dem man neben leckeren Milchshakes und Essen auch Waren aus den Werkstätten
käuflich erwerben kann. Ein Gasthaus für Touristen bietet Unterkunft für
Reisende. Die Einnahmen daraus kommen voll und ganz dem Zentrum zu gute,
welches sich dadurch ein Stückweit selbst finanzieren kann. Auch Nachbetreuung,
Physiotherapie und Dorfarbeit zählen zum Aufgabenbereich.
Meine
Entsenderorganisation ist die Mission EineWelt in Neuendettelsau. Sie ist
Zentrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen
Kirche in Bayern, welche Partnerkirche der ELCT ist. Unter anderem entsendet
Mission EineWelt jedes Jahr in alle Welt rund 40 Freiwillige im Alter zwischen
18 und 27 Jahren. Sie hat Partnerkirchen rund um den Globus von Lateinamerika
bis nach Papua-Neuguinea. Einsatz finden die Freiwilligen z.B. als Techniker in
Krankenhäusern (Papua), in Bibelschulen oder Diakoniezentren (Ostafrika) oder
beim Homeschooling (China). Die Entsenderorganisation kümmert sich um ein Visum
bzw. eine Arbeitserlaubnis, zahlt ein Taschengeld an die Freiwilligen für die
Dauer des Dienstes, sorgt für die Unterkunft und die Verpflegung und übernimmt
die Kosten für Flug, Versicherung und Impfungen. Desweiteren ist sie
Ansprechpartner für aufkommende Fragen. Auch Seminare zur Vorbereitungen und
Sprachkurse (bei mir z.B. für Kiswahili) gibt die Mission EineWelt.
Meinen Freiwilligendienst werde ich zusammen
mit einer weiteren Mitfreiwilligen bestreiten. Somit bin ich in der ersten Zeit
nicht allein auf mich gestellt und habe einen Freundin an meiner Seite, mit der
ich mich austauschen kann. Auch mein Chef ist ein deutscher Diakon und meine
Mentorin spricht fließend Deutsch, was sehr gut ist, falls es am Anfang noch
Verständigungsprobleme mit der Landessprache Kiswahili gibt. Kiswahili ist die
Lingua Franka in Tansania, Englisch können nur einige Menschen dort.
Meine
Motivation besteht zum einen darin, dass ich der Meinung bin, dass jeder, dem
es potenziell etwas besser geht (und uns Europäern geht es sowieso viel zu gut)
als den Menschen in großen Teilen unseres Planeten abseits der sogenannten
Industrieländer, die Pflicht hat, sich Einzusetzten für die Mitmenschen auf
dieser Einen Welt. Dies ist nur möglich, wenn man selbst erlebt hat, wie die
Menschen in einem sogenannten Entwicklungsland leben, wenn man Anteil hatte an
dem täglichen Problemen der Menschen. Es geht nicht darum, dass man als
Europäer dort runter fliegt und den Menschen zeigt, wie das Leben funktioniert.
Ich denke, dass wissen diese Menschen dort sogar sehr viel besser als wir
westlich orientierten Wesen. Es geht darum etwas mitzunehmen von dem Land in
dem man seinen Dienst tut und um sich und andere im Nachhinein zu sensibilisieren
und über seinen eigenen Lebensstil nachzudenken und ihn womöglich sogar zu
verändern. Deswegen möchte ich auch nach meinem Jahr in Tansania Vorträge geben
über meinen Freiwilligendienst. Erfahrungen teilen mit Menschen und sie
aufklären über die Situation in dem Land, über gutes und schlechtes reden,
lachen aber auch aufzeigen.
Nach
meinem Jahr auf der südlichen Halbkugel unseres wunderschönen blauen Planeten
möchte ich ein Studium in Triesdorf anfangen. Lebensmittelmanagement soll es
werden. Die Fach- und Berufsoberschule Triesdorf hat bereits angekündigt, dass
ich zu einem Vortrag über meinem Einsatz im nächsten Jahr nach meiner Rückkehr
herzlich eingeladen bin. Das mach ich sehr gern und freue mich jetzt schon,
zumal die Schule und einige Lehrer/innen sich bereit erklärt haben, meinen
Freiwilligendienst zu Unterstützen. Hier nochmals ein herzliches Dankeschön
dafür.
Im
Internet gibt es einen von mir eingerichteten Blog „Der Grüne Bäcker in
Tansania“, auf welchem ich seit März bereits wöchentlich Berichte über die
Vorbereitungen zu meinem Freiwilligendienst veröffentliche. Hier könnt ihr bei
Interesse meinem Einsatz in Tansania folgen. Wöchentlich wird dort auch während
des Einsatzes ein Bericht erscheinen, in dem ich meine Erlebnisse und Erfahrungen
schildere. Auch eine Galerie, ein Videoblog, Kontaktdaten zu mir nach Tansania
und Rundbriefe, welche meine Unterstützer monatlich bekommen, werden dort zu
finden sein. Die Adresse lautet:
www.green-baker.blogspot.de
|
Ich
würde mich freuen, wenn viele von euch sich die Zeit nehmen und hier mal
reinschauen und sich durchklicken. Es lohnt sich garantiert.
Ich
wünsche euch eine freudige und warme Sommerpause und Gottes Segen.
Kwa
heri.
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